Der Karbrunnen spiegelt die wechselvolle Geschichte des Ortes und die Gesellschaft der Bürger wider – vom Laufbrunnen als Ergänzung zu den drei Ziehbrunnen bis zum Prunkstück am Stadtplatz.
Um 1600 unter den Jörgern für die Bürger in der Stadt errichtet, wurde er aus dem sogenannten Überwasser des Schlosses gespeist und diente für die Wäsche und das Nutzvieh. Mit dem Bau der Ortswasserleitung im Jahre 1954 war er überflüssig und an die Stelle der alten Waschhütte nahe dem Finstergrabenbach verlegt worden, bis er dort der Wildwasserverbauung erneut im Wege war und endgültig abgetragen auf der Schutthalde im sogenannten „Bahngraben“ landete.
1982 entdeckte ein kundiger Steinmetz wertvolle Stücke des Brunnens, restaurierte und ergänzte das Fehlende, sodass 1986 der Brunnen mit Mitteln des Landes OÖ. und der Stadtgemeinde auf einem Grundstück der Stadtkommune vor der „Zwaravilla“ am östlichen Ende des Stadtplatzes neuerrichtet werden konnte.
Im achteckigen Steinbecken im Durchmesser von ca. 5,50 m steht eine etwa 3 m hohe Säule mit einer Kugel gekrönt. An der Säule selbst sind markante Reliefdar-stellungen zu sehen, ein abnehmender Mond (Symbol der drohenden Gefahr in den Türkenkriegen) und eingemeißelt die Buchstaben S.K sowie die Jahreszahl 1600, darunter zwei Wülste, eventuell Zunftzeichen von Metzgern. An der Rück-seite trägt sie eine zweifach fünfblättrige Rose, die als verdecktes Zeichen Zeichnungen: Dr. Thomas Schwierz der Zugehörigkeit zum Luthertum gedeutet werden kann (Lutherrose).
Bei den beiden übrigen Seiten (Nord /Süd) münden aus bärtigen Männergesichtern schmiedeeiserne Wasserauslässe. Bemerkenswert ist, dass über die Errichtung des Brunnens noch die vollständige Abrechnung des Stadtrichters Hanns Trauner vom 10. Maio 1610 aufliegt.
Dieser alte Karbrunnen ist so nicht nur Symbol für die dramatische Geschichte unseres Städtchens, von der Wasserspende in uralter Zeit bis zur Wertlosigkeit, von der Schutthalde bis zur Wiedererrichtung. Er ist eben nicht nur „Möbel“ unseres Stadtplatzes, sondern ein bedeutendes Denkmal und Kulturerbe, indem er die zwei größten Sorgen seiner Erbauer, des Adelsgeschlechtes der Jörger, ihre Ängste vor dem Krieg mit den Türken und die Fragen um den rechten Glauben, die zugesprochene Gewissensfreiheit, dauerhaft und markant sozusagen in modernen Logos darstellt.
Die Versorgung der Stadt mit Nutzwasser erfolgte schon sehr bald über eine Leitung aus Lärchenrohren von den zwei„Brunnstuben“ im Finstergraben. Nach dem Bau der Wasserleitung wurde der Karbrunnen abgetragen und kam in Vergessenheit. 1986 wurde er an dieser Stelle wieder errichtet. Mit Trinkwasser versorgte man sich in der Stadt aus drei Ziehbrunnen, wobei zwei Brunnen am Stadtplatz und einer in der Stadtturmgasse standen.
Historische Grafiken
Historische Rechnung und Übersetzung
Der Karbrunnen ist ein Beispiel eines der über 200 Steyregger Kleindenkmäler. Weitere Informationen zu diesem Projekt finden Sie in der Rubrik "Kleindenkmäler".